Anzeige – Auf Einladung der Ferienregion Imst verbringe ich ein paar Tage im Herzen Tirols. Der DYNAFIT Trail Run³ findet statt, eine dreitägige Zweierteam-Challenge in den drei Regionen Imst, Pitztal und TirolWest, und gleichzeitig Premiere des Starkenberger HOMERUN – ein neues Trailrun-Event! In echt, nicht virtuell, in 2020, diesem ach so schwierigen Covid-19-Jahr…
Als die gemeinsame Reise von Olli und mir durch Teile Süddeutschlands, Sloweniens und Italiens an einem Donnerstag in Österreich endet, ist das für mich also gleichzeitig der Beginn eines ganz besonderen Wochenendes, bei dem sich alles ums Trailrunning dreht.
Alpenhotel Linserhof in Imst / Tirol – ein perfekter Ort zum Ankommen
Gespannt und voller Vorfreude trete ich auf den Balkon meines Zimmers im Alpenhotel Linserhof. Wow, was für ein Panorama!! Über lila Rhododendren-Blüten, die die gesamte Hotelfront zieren, starre ich auf die imposante Bergkulisse, über Wälder und grüne Wiesen. Unter mir ein Natursee, ein junges Paar sonnt sich am Steg. Unglaublich, dass ich gestern noch im wuseligen Venedig war.
Der Linserhof bietet einen wahren Rückzugsort – das familiär geführte Traditionshotel liegt hoch über Imst, im flachen Gurgltal, einem Seitental des Inntals. Die Stadt ist umgeben von der markanten Gebirgsgruppe der Lechtaler Alpen im Norden, im Süden erhebt sich der Tschirgant mit seinen 2.370 Metern.
Begrüßung durch Imst Tourismus, Plan B und TrailMotion – endlich normale Leute
Ich kann’s kaum abwarten, die Natur zu erkunden, und schnüre meine Laufschuhe. Noch am selben Nachmittag trifft sich unsere Reisegruppe aus Bloggern und Redakteuren diverser Laufmagazine für ein erstes “gemütliches Einlaufen”. Nach der langen Fahrt freue ich mich auf diesen Programmpunkt der Pressereise ganz besonders.
Bei der Begrüßung auf der Sonnenterrasse des Restaurants ist neben unserer Gastgeberin von Imst Tourismus auch Heinrich Albrecht von Plan B als Veranstalter des DYNAFIT Trail Run³ anwesend. Ich kenne Heini von meinen zwei Teilnahmen beim Transalpine Run, der dieses Jahr leider Corona-bedingt nicht stattfinden kann. Umso mehr freue ich mich für ihn (und uns), dass seine Agentur kurzfristig das GO für die Austragung dieses Laufevents bekommen hat.
Wir Läufer geben per Fragebogen Auskunft über mögliche Covid-19 Symptome und werden daraufhin mit unseren Startpaketen und Akkreditierungsausweisen versorgt. Beim Briefing für die bevorstehenden Tage haben wir Gelegenheit, Fragen zu stellen und einander kennenzulernen. Schnell ist klar, wir würden viel Spaß miteinander haben.
“Trailrunners Paradise” – eine erste Erkundungstour hoch über Imst
Im Anschluss nimmt uns Lukas Kocher mit auf eine erste Erkundungstour durchs “Trailrunners Paradise”. Lukas ist Obmann-Stellvertreter vom Traillaufverein TrailMotion Tirol, welcher sich zum Ziel gesetzt hat, “das Laufen in der Natur und im Gelände Personen jeden Alters näher zu bringen”. Der Verein veranstaltet regelmäßig freitags Lauftreffs – morgen fällt dieser hingegen aus, weil fast alle Teilnehmer in irgendeiner Weise beim Trailrun-Event involviert sind. Spoiler: TrailMotion Tirol hat am Ende die Teamwertung gewonnen, über 65 StarterInnen des Vereins waren unterwegs.Lukas führt unsere lustige Presse-Laufcrew an diesem späten Septembernachmittag zwischen Tarrenz und Teilwiesen u.a. durch die mystische Salvesenschlucht.
Von einer Stahlbrücke (“Hoher Übergang”) schweifen unsere Blicke zwischen imposanten Felswänden über lichte Kiefernwälder. 40 Meter unter uns schäumt der Salvesenbach. Die Schlucht ist Teil des 52km langen Starkenberger Panoramaweges, der familienfreundlich in Etappen an geschichtsträchtigen Gebäuden, Naturdenkmälern und auch kulinarischen Highlights vorbeiführt. Am Samstag ist der Weg Teil des Laufevents. Als wir auf dem Rückweg zum Hotel die Brauerei Schloss Starkenberg passieren, ist klar, welches Getränk wir zum Abendessen wählen.
DYNAFIT TrailRun³ Tag 1 – Auftakt Bergsprint oder Speed Hiking um Imst (18.09.2020)
Am Freitag spaltet sich die Journalisten-Gruppe. Während fast alle mit einer lokalen Wanderführerin unterwegs sind, um die Geheimnisse rund um den neuen Trend “Speed Hiking” zu ergründen, nutzen meine Teampartnerin Andrea und ich die Chance, länger zu frühstücken. Wir zwei starten als einzige an allen drei Tagen des DYNAFIT TrailRun³, und der heutige Auftakt, die knapp 7km Bergsprint-Etappe, findet erst am Nachmittag statt. Vielleicht ist Speed Hiking dabei eine ganz gute Taktik?!
Für den Bergsprint haben sich Plan B und der Bergsport-Ausrüster DYNAFIT das Pitztal ausgesucht. Per Bus-Shuttle geht’s für Andrea und mich -Team ASICS FrontRunner- nach einem Mittagssnack in die Nachbarregion zum Startort Jerzens. Das beschauliche Bergdorf wandelt sich, so Corona will, in ein paar Monaten wohl wieder zur pulsierenden Wintersportmetropole, doch gehört der Ort heute ganz uns Trailrunnern.
Das “Hallo” mit lang vermissten Trail-Buddies ist herzlich, doch halten wir uns selbstverständlich an die verschärften Hygienemaßnahmen: 1,5m Mindestabstand und ordnungsgemäße Tragepflicht eines Mund-Nasen-Schutzes, welcher auch Teil der Pflichtausrüstung ist, genau wie 50ml Desinfektionsmittel. Es gibt zwei Start-Wellen, eine um 14 und eine um 15 Uhr, und auch innerhalb dieser Blöcke sind die Startzeiten eingeteilt. Das Startgelände darf nur zur jeweils angegebenen Zeit und nur mit gültiger Startnummer betreten werden.
Mit all dem können wir gut leben, wollen wir doch endlich einfach wieder ein bisschen Wettkampf-Feeling verspüren, einen Startbogen sehen und die großen, roten Ziffern der Startuhr, die langsam runterzählt. Gänsehaut bei “Highway to Hell”… Wir tragen die Startnummer 77 (77-1 für Andrea, 77-2 ist meine). Aufgrund unserer späten Anmeldung ist das die vorletzte Nummer, und somit werden wir erst zum Schluss der 15 Uhr Welle auf den Berg losgelassen. Jedes Duo läuft mit ein paar Sekunden Abstand zum Vorläufer-Team los. Zu zweit gestartet, müssen wir heute allerdings nicht als Team im Ziel ankommen, und somit “sprintet” jede von uns in ihrem Tempo bergauf.
Ich kann einige Teilnehmer einsammeln, doch der 6,7km lange KickOff von Jerzens auf den Hochzeiger mit immerhin 1.205 Höhenmetern ist für mich ungewohnt kurz. Auch das Laufen mit Stöcken kann ich noch verbessern, lagen sie doch seit dem TAR 2018 unbenutzt im Keller.
Nach 1h14 (doch eher Speed-Hiking) bin ich auf dem Gipfel – und wäre am liebsten auch wieder heruntergelaufen, denn im Ziel erwartet mich eine Herausforderung der ganz anderen Art, nämlich mental: eine Skilift-Fahrt… Ich warte in luftiger Höhe auf Andrea, die auf jeden Fall meine Angst-verschwitzte Hand würde halten müssen. Ja, ich habe Höhenangst, und ziehe die Lift-Abfahrt weiter hinaus durch Finisher-Fotos mit ankommenden Lauffreunden in dieser wunderbaren Bergkulisse.
DYNAFIT TrailRun³ Tag 2 – die LONG-Variante des Starkenberger HOMERUN nach Imst (19.09.2020)
Das Konzept des Starkenberger HOMERUN, der am Samstag ausgetragen wird, ist sehr besonders. Der Clou bei diesem Team-Wettbewerb: zwei Teilnehmer*innen starten von verschiedenen Startpunkten und laufen getrennt voneinander “Home” – nach Hause ins Ziel in Imst. Für die Wertung werden beide Zeiten addiert. Es gibt eine LONG- und eine SHORT-Variante, doch nur die beiden langen Strecken sind Teil des DYNAFIT TrailRun³.
Die Idee von einem Team-Wettbewerb, bei dem zwar gesondert gelaufen wird, aber für die Wertung das gemeinsame Ergebnis zählt, kam Hannes Staggl (Obmann Imst Tourismus) im Vorjahr. “Statt den 54 Kilometer langen Starkenberger Panoramaweg komplett am Stück zu laufen, habe ich mir gedacht, ich teile ihn einfach und das gemeinsame Ziel ist Imst”, erklärt Staggl.
Heute geht’s also auf den bereits erwähnten Starkenberger Panoramaweg. Meine Teamkameradin Andrea fährt morgens mit dem Shuttle zum nördlichen Start am Fernsteinsee. Ihre Strecke führt über 25,7km (1.061 Höhenmeter im Aufstieg, 1.228m bergab) über Nassereith und Obtarrenz nach Imst.
Mein Rennen beginnt eine Stunde später in Landeck, dem südlichen Startpunkt des Starkenberger HOMERUN. Hier müssen 29,4km (1.676 Höhenmeter im Aufstieg, 1.705m bergab) bis zum Ziel in Imst bewältigt werden. Jedes Zweierteam würde sich also in der Mitte des Starkenberger Panoramaweges wiedertreffen.
Da erst ganz zum Schluss die Zeiten zusammengezählt werden können, ist es spannend, wo sich unser Team in den Ergebnislisten wiederfinden würde.
Für mich ist dieser Tag das Highlight des Wochenendes – so gut wie alles laufbar! 🙂 Von Landeck-Zentrum aus geht es bei noch frischen Temperaturen am Schloss Landeck vorbei und gleich ansteigend in den Hüttleswald hinein. Hier folgt der Trail der 1300er Höhenlinie bis zur Querung des Zamer Bachs. Nach dem ersten Downhill ist der erste Verpflegungspunkt in Rifenal erreicht. Aufgrund der Hygienevorschriften dürfen sich die Teilnehmer nicht selbstständig bedienen, alles wird vom dortigen Personal ausgegeben. Zudem sind die Hände zu desinfizieren, bevor etwas von der Verpflegung entgegengenommen wird. Einen Behälter zur Getränke- und Nahrungsaufnahme führt jede*r Läufer*in im Rucksack mit sich.
Mit frischem Wasser im Gepäck laufen wir an der Kronburg vorbei, über Forstwege, Wald- und Wiesenpfade, erneut ein kurzer Anstieg nach Falterschein, über den Asteboden nach Obsaurs und weiter zum Boden des Inntal. Nach Querung des Inn erreichen wir VP2 in Mils, wo alle Teilnehmer*innen der SHORT-Distanz auf der südlichen Route gestartet sind. Erneut geht’s bergauf an den Milser Berg, wo die Hitze uns ordentlich schnaufen lässt, dann führt uns der Panoramaweg nach Gunglgrün, weiter durch die imposante, doch teils rutschige Rosengartenschlucht (ein echter Touristenhotspot, und dementsprechend werden wir von Wanderern, die uns auf dem schmalen Weg Platz machen, munter angefeuert) – jetzt Endspurt hinab ins Ziel nach Imst.
Die kurze Beschreibung wird der wunderschönen Strecke eigentlich gar nicht gerecht. Ich hab’ den Starkenberger HOMERUN total genossen (sogar seine Downhills) und werde nach 3,5h als insgesamt 4. Frau happy im Ziel begrüßt, trotz ein paar hundert Meter Verlaufens (den dicken, orangenen Pfeil konnte man eigentlich nicht übersehen…).
Zuschauer waren im Zielbereich in Imst von den Behörden nicht erlaubt worden, Interviews nur sehr eingeschränkt möglich. Doch nachdem ich mir hinter dem Zielbogen meine Starkenberger HOMERUN Finishermedaille genommen habe, treffe ich auch Uta Albrecht, Heinis Frau, die mich euphorisch abklatscht – augenblicklich vermisse ich den Transalpine Run mit allem Drumherum.
Die Ersten, die den Imster Ortskern an diesem Samstag bei hochsommerlichen Temperaturen erreicht haben, waren die Athleten*Innen der Short-Distanz, die entweder im Norden in Obtarrenz (10,6km, 209 Höhenmeter hoch und 650 runter) oder im Süden in Mils (10,7km, 602 Höhenmeter hoch und 594 runter) gestartet waren. Auch einige Teilnehmer*innen unserer Pressereise haben diese kurz-knackige Variante gewählt, sind damit allerdings nicht Teil der Wertung beim DYNAFIT Trail Run³.
Leichte Verwirrung über verschiedene Start- und Shuttlezeiten verlieh unserer allabendlichen Orga einen humoristischen Touch, doch wenn man sich ein wenig mit dem Konzept beschäftigt hat, ist es ziemlich simpel: Der Starkenberger HOMERUN am Samstag kann separat vom 3-Tages-Event DYNAFIT Trail Run³ gelaufen werden, auf einer kurzen und einer langen Distanz mit jeweils zwei unterschiedlichen Startpunkten und Startzeiten. Wieder andere Startpunkte und -zeiten beim Starkenberger HOMERUN gibt es für die Athlet*innen, die gleichzeitig Teilnehmer*innen des DYNAFIT Trail Run³ sind und somit Freitag, Samstag und Sonntag laufen, so wie Andrea und ich. Letztendlich hatten es alle verstanden und die wunderschöne Natur genossen – darauf wird am Abend angestoßen. Auf dem Weingut Flür ist unsere Presse-Gruppe wieder vereint. Winzerin Alexandra Flür weiß zu unterhalten und ihre Gäste zu umsorgen. Wir dürfen fünf Qualitätsweine plus Likör verkosten, und die begleitende Jause wird für mich netterweise spontan mit veganen Optionen aufgewertet. Kohlrabi und Möhrchen – liebevoll von der Schwiegermutter geschnibbelt. 🙂 Es mag vernünftigere Grundlagen für einen Wettkampf am Folgetag geben, aber wir drücken heute mal ein Auge zu – und dass der Rotweinlikör der absolute Hit ist, weiß ich nur vom Hörensagen. 😉 Wer sich für Tiroler Weine mit Stil interessiert, schaut doch mal bei Flür in Tarrenz vorbei.
DYNAFIT TrailRun³ Tag 3 – DYNAFIT Trail Run Imst (20.09.2020)
Entfernung 33,0 km, 2.270 Höhenmeter in Auf- und Abstieg – so die nackten Zahlen.
Gleich der erste Anstieg durch die Rosengartenschlucht hinauf nach Hochimst, dann auf den Imster Höhenweg auf den Gipfel des Laggers (2.382 m) sorgt für eine echte Auslese im hochkarätig besetzten Teilnehmerfeld. Der erste Verpflegungspunkt im Laggerswald ist schnell erreicht. Wieder in der zweiten Welle gestartet, ist es heute ein echtes Teamrennen. Wie beim Transalpine Run gilt dabei: Der Abstand zwischen den zwei Athlet*innen eines Teams darf maximal 200 Meter/ 2 Minuten betragen. Das bedeutet bei einem Stärken-Ungleichgewicht, dass eine*r kurz vor der Zeitmessmatte auf seine*n Partner*in wartet. Ich bin bergauf recht stark und mit ein paar alten Bekannten gelaufen, und auch Andrea hat etwas weiter hinten gute Gesellschaft, sodass ich eine Weile vorm Verpflegungspunkt auf sie warte – überhaupt kein Problem, schließlich wollten wir hauptsächlich ein tolles Wochenende haben und unsere Kräfte für unser Saisonhighlight, 100km durch die tunesische Sahara zwei Wochen später, schonen.
Danach geht es weiter hoch, hoch, hoch. 1.050 Höhenmeter auf den nächsten nur drei Kilometern – erst noch sehr waldreich, dann steinig, und sonnig, es ist wieder superheiß (prima Akklimatisierung für unsere bevorstehende Reise nach Tunesien). Auf einem Plateau am Gipfel des Laggers (2.382m) tut sich mir ein herrliches Bergpanorama auf die südlichen Lechtaler Alpen, die Mieminger Berge, die Stubaier und Ötztaler Alpen auf.
Ich genieße die Weite und warte erneut auf Andrea, denn wir wollen den Grat zusammen überschreiten. Laut Beschreibung führt der lange und hochalpine Track nun “über den technisch anspruchsvollen, aber panoramareichen Larsengrat zum Ödkarlekopf (2.565m) und zum Pleiskopf (2.560m). Hier ist der höchste Punkt erreicht. Abstieg über die Schaflanne zur V2 an Muttekopfhütte (1.934m).” Na, dann mal los. Andrea und ich traben und plaudern munter drauflos, doch das hat bald ein Ende. Wegen der anstehenden Gratüberschreitung habe ich mir schon nächtelang Gedanken gemacht, die Blicke in die Tiefe… Doch nicht nur mental fordert mich die Sache, auch koordinativ, denn ich weiß auf dem schmalen Pfad im gerölligen Steilgelände oft nicht, wohin ich den nächsten Schritt tun soll. Meine Beine zittern, und ein paar Mal rutsche ich auf dem Hosenboden weiter. Höhenangst erleichtert das Leben eines Riesenbergfans nicht, und hier heißt es Klettern, am Abhang, auf losem Gebrösel, ohne Seil und ohne Ahnung. Hände nass, Arsch auf Grundeis. Zwischenabstiegsmöglichkeiten Fehlanzeige.
Die Überwindung dieser Passage stellt den trittsicheren Berggeher (und offensichtlich viele Läufer*innen vor uns) vor kein unüberwindliches Hindernis, und mir ist bewusst, dass ich mich in einzigartiger und wunder-wunderschöner Landschaft befinde, doch wirklich Blick habe ich nur für meinen jeweils nächsten Schritt. Höhenangst ist kein Spaß, und man kann sie sich auch nicht so einfach ausreden. Kurz: Wir brauchen ewig am Imster Höhenweg. Andrea verdanke ich auf diesen schier endlosen Kilometern am Hang extrem viel. Sie verlangsamt ihren Schritt, wenn ich auf den schuttreichen Serpentinen hinter ihr unsicher werde, nimmt des öfteren meine Stöcke entgegen, wenn klettertechnisches Können erfordert ist, und redet mir gut zu. Auch zeigt sie mir, wo ich hintreten kann und welchen Fels ich besser nicht greifen sollte. Etwas später treffen wir noch auf einen Mann namens Tommi von der Bergwacht – mein Held, da er mir und vielen anderen am heutigen Tag an ein paar besonders ausgesetzten Stellen eine stützende Hand reicht. Letztendlich schaffen wir es mit viel Galgenhumor, Mut und Vorsicht im Team über den Grat.
Ein paar Tränen verdrücken wir erst am heißersehnten VP an der Muttekopfhütte, wo uns gesagt wird , dass wir nicht weiter dürfen. Cut-Off, Gewitter im Anmarsch, Rennabbruch, bitte Startnummern abgeben und die Bahn ins Tal nehmen. Das wollten wir natürlich nicht hören, vor Allem nicht genau dort, ab wo wir endlich einfach Rennen wollten. Bitter aber isso. Den Downhill, der das Finale nach Imst einleitet, können wir somit leider nicht mehr mitnehmen. KEIN schöner Steig über die Platteinwiesen zur Latschenhütte, NICHT weiter nach Rastbichl zur V3, sondern über Waldtrails betrübt spazierend zum Lift (F***!) Richtung Hochimst. DNF, das muss erstmal sacken.
Imst – beispielhaft für die Tiroler Herzlichkeit und Gastfreundschaft
Zurück im Alpenhotel Linserhof in Imst stehen uns noch die Duschen im Wellnessbereich zur Verfügung, und wir dürfen beim Essen im Restaurant ein letztes Mal die Tiroler Herzlichkeit und Gastfreundschaft erfahren, bevor wir die individuelle Heimreise antreten würden. “Sag’ mir einfach, was du Essen möchtest, und wir bereiten es zu.” Wann bekommt man schon so eine Antwort auf die Frage nach der veganen Option des Tages? Ein Traum!
So einer Freundlichkeit begegnen wir hier in Tirol des öfteren: z.B. beim Busfahrer vom Pitztal zurück nach Imst: Da Andrea und ich als einzige den Shuttle nutzten, verfrachtete der Fahrer uns auf halber Strecke um in einen Minivan und brachte uns nicht nur in die Stadt sondern inklusive Sightseeing-Runde sogar bis vor den Eingang unseres Hotels. Dann das nette Ehepaar an der Talstation der Imster Bergbahnen, das uns verschwitzte Nicht-Finisher ins Auto einlud und wie selbstverständlich zum Hotel brachte.
Auch Andrea nimmt mich von Imst im Auto mit zu sich nach Hause nach München, denn einen Zug zurück nach Hamburg würde ich an diesem späten Nachmittag nicht mehr erwischen. So haben wir Gelegenheit, während der Autofahrt und später bei einem Glas Wein und Teller Nudeln (Danke an Andreas Mann Pascal!) das Wochenende Revue passieren zu lassen. Das DNF können wir nicht einfach so stehen lassen, wir MÜSSEN nächstes Jahr wiederkommen! Bis dahin möchte ich lernen, mit meiner Höhenangst umzugehen. Niemand weiß wo seine Grenzen sind, solange er es nicht probiert hat.
Fazit meines Trailwochenendes rund um Imst im schönen Tirol
Am Montag Morgen im Zug zurück in den Norden ziehe ich nach dreieinhalb tollen Tagen in Tirol folgendes sportliches Fazit:
Imst ist idealer Ausgangspunkt, um von grünen Wiesen in weitläufige Hochplateaus oder in hochalpines Gelände zu laufen – die Region hat von allem etwas.
Der DYNAFIT Trail Run3 war mehr als nur eine kurzfristig auf die Beine gestellte Ersatzveranstaltung für den legendären doch leider abgesagten Transalpine Run. Ein ebenso hartes wie schönes Partnerrennen, bei dem an jedem Tag ein anderes Format in atemberaubender Landschaft gelaufen wurde, was die Vielfältigkeit des Trailrunnings zeigt. Auch unter Einhaltung der behördlich angeordneten Corona-Maßnahmen war es nach einem quasi wettkampflosen Laufsommer ein Festwochenende im Trailrun-Kalender! Ich gratuliere und freue mich mit den starken Finishern, die Siegerzeiten sind wirklich rasant! Alle Infos über dieses großartige Event in schwierigen Zeiten findest du hier. Auch meine Teampartnerin Andrea hat über unser Wochenende einen lesenswerten Bericht auf ihrem schönen Blog runninghappy veröffentlicht.
Ich als Hamburgerin sollte mich viel öfter erstmal langsam herantasten an die Herausforderungen, die der Bergsport für uns Flachlandtiroler so mitbringt und nicht nur bei Wettkämpfen auf Learning by doing setzen. Ich nehme viel mit und hatte endlich wieder Bergblicke, meinen ersten Bergsprint und meine erste Gratüberschreitung – so viele Premieren! Danke an die Ferienregion Imst, dass ich diese Vielfalt an faszinierenden und abwechslungsreichen Strecken bei euch entdecken durfte! Besonders die Schönheit des 54km langen Starkenberger Panoramawegs wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Vielleicht ergibt sich ja auch ganz bald einmal die Gelegenheit, den Weitwanderweg an einem Stück zu laufen.
Oh, das mit dem Rennabbruch ist ja gemein. Gerade, wo Ihr den Grat geschafft hattet. Vielleicht sehen wir uns ja im nächsten Jahr wieder in Imst?
Hi Daniel, ja, das war zu dem Zeitpunkt schon ziemlich frustrierend, aber so ist das halt. Wir haben einfach zu viel Zeit „vertrödelt“. Würde mich mega freuen, wenn wir uns nächstes Jahr dort wieder treffen. Wir haben ja beide noch eine Rechnung mit dem Rennen offen. Hoffe, deinem Fuß geht’s wieder gut. Lieben Gruß in die Hauptstadt!